Demokratie erfahren
Zur Ästhetik einer gefährdeten Lebensform
Abstract: Wir sind jetzt alle Demokraten. Zugleich mehren sich die Zweifel an der Idee der Demokratie. In den Debatten über die Herausforderung des Autoritarismus gerät oft aus dem Blick, dass die Demokratie als Herrschaftsform spezifische Lebensformen voraussetzt. Demokratisches Zusammenleben erweist sich weniger als eine Frage der Norm, denn als eine Frage der Form. So lädt der Vortrag zum Gespräch über die Bedeutung ein, die Ästhetik und Umgangsformen für die Demokratie haben. Im Zentrum steht die Frage: wenn Kultur eine wesentliche, obgleich schwer fassbare Grundlage für demokratische Ordnung bildet, ist es möglich zu bestimmen, welche Formen und Stile die Demokratie fördern, erhalten und beleben?
Bio: Till van Rahden lehrt Europäische Geschichte an der Université de Montréal, wo er von 2006 bis 2016 den Canada Research Chair in German and European Studies innehatte. Zur Zeit ist er Fellow am »Institut für die Wissenschaften vom Menschen« in Wien. Im Sommersemester 2023 war er Mercator-Fellow am Sonderforschungsbereich 1482 “Humandifferenzierung” an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seine Studie Jews and other Germans: Civil Society, Religious Diversity and Urban Politics in Breslau, 1860-1925 (Madison, 2008) wurde mit dem »Fraenkel Prize in Contemporary History« ausgezeichnet. Zuletzt erschienen: Demokratie. Eine gefährdete Lebensform (Frankfurt/M. 2019), Vielheit. Jüdische Geschichte und die Ambivalenzen des Universalismus (Hamburg 2022) und als Mitherausgeber Horizonte der Demokratie. Offene Lebensformen nach Walt Whitman. (Bielefeld 2024).
Der Vortrag findet im Rahmen des Workshops "Performing Demokratie und/als Care" statt.