Event

versammeln | unterscheiden

Podium des Mainzer SFB Humandifferenzierung

27. September 2024
14:00 Uhr
P1 | Philosophicum

In Demokratien unterscheidet das Versammlungsrecht zunächst nicht zwischen Menschen: jede*r, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft oder Klasse, kann und darf sich versammeln, Menschen dürfen protestieren, demonstrieren oder ein Publikum bilden; Versammlungen im öffentlichen Raum werden als offene Mengen verstanden. Zugleich zeugen sowohl aktuelle politische Bewegungen als auch historische Beispiele davon, auf welche Weise versammelte Menschen kategorisiert und differenziert werden oder sich selbst qua Versammlung von anderen abgrenzen, indem sie sich einer spezifischen Gruppierung, Klasse, politischen Gesinnung oder Identität zuordnen. Sei es auf Demonstrationen oder im Theater, im Stadion oder auf Bahnhöfen, im Parlament oder Museum: Nur selten wird lediglich von versammelten ‚Menschen‘ gesprochen. Es sind vielmehr Aktivist*innen oder Schaulustige, Fans oder Vereinsmitglieder, Bauern, ‚Querdenker‘ oder ‚Klimakleber‘. Praktiken des Versammelns generieren in diesem Sinne Praktiken des Unterscheidens. Sie werden zu Medien der Humandifferenzierung.

Die Podiumsdiskussion mit Mitgliedern des Sonderforschungsbereichs 1482 Humandifferenzierung widmet sich den komplexen Beziehungen zwischen „versammeln“ und „unterscheiden“. Dabei soll auf die raumzeitlichen und performativen Bedingungen unterschiedlicher Versammlungs- und Differenzierungsspraktiken ebenso eingegangen werden wie auf Aspekte von Diversität oder Accessibility: Für wen sind Versammlungen zugänglich und niedrigschwellig? Wer wird aufgrund von Barrieren oder Gate-Keepern vom Versammeln ausgeschlossen? Unter welchen Umständen begünstigen Versammlungen neue Begegnungen und Kontaktzonen oder eher Trennung und Segregation? Und welche Rolle spielen für die Unterscheidung der Versammelten spezifische Praktiken des Postens, Teilens und Likens von (Bewegt-)Bildern der Versammlung? Diese Fragen sollen interdisziplinär beleuchtet und diskutiert werden.

Die Podiumsdiskussion findet im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft statt.