Von „Weltlingen“ und „Ruhrpolen“. Kategorisierung, Zugehörigkeiten und der Wandel von Gastfreundschaft
Anne Friedrichs
Der Beitrag folgt dem Ringen um Kategorien zur Bezeichnung von Schutzsuchenden, die sich außerhalb der nationalstaatlichen Ordnung bewegten. Das damit sichtbar werdende Zusammenspiel von Fremd- und Selbstzuordnungen – so lautet die Leitthese – brachte neben vielschichtigen Rechts- und Verwaltungskategorien ebenfalls Selbstentwürfe hervor, für die räumliche Mehrfachzugehörigkeiten von erheblicher Bedeutung waren. Der Artikel behandelt zunächst die rechtlich-bürokratischen Unterscheidungs- und Kategorisierungspraktiken im Gefolge der atlantischen Revolutionen und Fluchtbewegungen in der ersten Hälfte des „langen“ 19. Jahrhunderts sowie die Selbstvermarktungen von adeligen und bürgerlichen Geflohenen unter den jeweiligen Bedingungen des Exils. Der daran anschließende Teil widmet sich der Zeit von 1944 bis 1951, als die historische Kategorie „Displaced Persons“ Modell für die Herausbildung unseres heutigen internationalen Flüchtlingsbegriffs stand. Auch hier werden die – nunmehr international überformten – Kategorisierungsvorgänge und deren Folgen für die Handlungsmöglichkeiten und Selbstbilder am Beispiel von Schutzsuchenden vor allem aus Mitteleuropa herausgearbeitet.
Friedrichs, Anne 2022: Von „Weltlingen“ und „Ruhrpolen“. Kategorisierung, Zugehörigkeiten und der Wandel von Gastfreundschaft, in: Thomas Faist u.a. (Hg.), Gesellschaft mit Migrationshintergrund, Düsseldorf , S. 138–159.